Wie mache ich mich mit einer Einzelfirma selbstständig?

In der Schweiz tauchen regelmässig neue Start-ups auf der Bildfläche auf. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Firmengründung hierzulande verhältnismässig einfach ist und je nach Gesellschaftsform auch nicht wirklich teuer. Viele dieser neuen Firmen verschwinden jedoch wenige Jahre später bereits wieder. Damit die Firmengründung erfolgreich verläuft und ihr die Weichen langfristig auf Erfolg stellen könnt, gibt es ein paar Aspekte zu bedenken.

Von der zündenden Idee bis zum ausgereiften Geschäftsmodell

Euer Herz schlägt für eine Dienstleistung oder ein bestimmtes Produkt? Ihr strebt nach Freiheit, möchtet das Produkt selbst vermarkten, direkt mit den Kunden zu tun haben und euch mit dieser Tätigkeit selbstständig machen? Ihr verfügt über das nötige Eigenkapital, um die gewünschte Gesellschaftsform zu gründen, das notwendige Inventar zu beschaffen und die erste Zeit notfalls finanziell überbrücken zu können? Nicht jedes Unternehmen geht von Tag eins durch die Decke, weshalb Rücklagen je nach finanziellem Risiko fast schon zwingend sind.

Welche Rechtsform wähle ich?

Die am häufigsten gewählten Unternehmensformen in der Schweiz sind die Einzelfirma, die GmbH und die AG. Die Unterschiede zwischen diesen Formen liegen im notwendigen Eigenkapital für die Gründung, der Haftung gegenüber Dritten, der Pflicht zum Handelsregistereintrag, der Buchführung und einigem mehr. In der Schweiz ist die Einzelfirma sehr beliebt. Für die Gründung muss nämlich nicht wie bei der AG oder der GmbH ein stattliches Eigenkapital vorgewiesen werden und die Gründung ist denkbar einfach. Einzig bei der Namenswahl ist man eingeschränkt, denn der Name der Einzelfirma muss den eigenen Nachnamen beinhalten, der je nach Belieben mit einer Fantasiebezeichnung ergänzt wird, bspw. Koller Verpackungen. Auch ein Handelsregistereintrag ist nicht von Anfang an Pflicht, sondern erst ab einem gewissen Einkommen pro Jahr und selbst dann kostet er nur ein paar hundert Franken. Also: Wählt man die Einzelfirma und benötigt für die Tätigkeit keine teure Infrastruktur, dann kann man bereits mit sehr wenig Startkapital anfangen.

Businessplan: ja oder nein?

Sich detaillierte Gedanken über die Gründung, die Aufbauphase, die Finanzierung und das Marketing zu machen, ist die erste und wichtigste Pflicht jeden Firmengründers. Welcher Markt interessiert mich? Wie stehe ich im Vergleich zur Konkurrenz da? Welche Preisstrategie erlaubt der aktuelle Markt? Wie bewerbe ich mein Unternehmen am besten? Wie viel Budget benötige ich für die Gründung, den Aufbau und mögliches Inventar? Gibt es Versicherungen, die ich für meine Tätigkeit zwingend benötige? Ob man diese Überlegungen schriftlich oder nur gedanklich festhält, bleibt sicherlich jedem selbst überlassen, doch es kann sich lohnen, alles schwarz auf weiss zu sehen, damit man sich intensiv damit auseinandersetzt und ein realistisches Urteil über die Möglichkeit der Umsetzung fällen kann.

Anmeldung bei den zuständigen Ämtern

Hat man bereits ein paar eigene Kunden, für die man regelmässig Aufträge ausführt, kann man sich als Selbstständigerwerbender bei der Ausgleichskasse seines Wohnkantons anmelden. Dort muss man seine Tätigkeit ausführlich beschreiben, bisher erstellte Rechnungen, Offerten, Marketingmaterial usw. einreichen, damit das Amt den Antrag prüfen kann. Ist man als selbstständigerwerbende Person erfasst, muss man AHV-/IV-/EO- und FAK-Beiträge selbst abrechnen und an die Ausgleichskasse entrichten. Zusätzlich gilt es natürlich auch zu bedenken, dass man als selbstständige Person nicht mehr automatisch unfallversichert ist und sich deshalb bei der Krankenkasse zusatzversichern lassen muss.

Die Frage der Vorsorge

Ist man als selbstständigerwerbende Person anerkannt, muss man grundsätzlich nur die Sozialbeiträge entrichten. Das bedeutet, dass man, sofern man nicht aktiv etwas unternimmt, keine Pensionskassenbeiträge bezahlt und damit auch fürs Rentenalter deutlich zu wenig vorsorgt. Für Selbstständige gibt es allerdings die Möglichkeit, sich freiwillig einer Pensionskasse anzuschliessen oder aber eine 3. Säule zu eröffnen und dort fürs Alter beiseitezulegen.

Marketingaktivitäten planen

Sind die bürokratischen Überlegungen erst einmal abgeschlossen, gilt es, sich genau zu überlegen, welcher Markt einen interessiert, und darauf ausgerichtet ein intensives Marketing zu planen. Ein sehr wichtiger Punkt ist sicherlich eine eigene informative und professionelle Website. Jemand, der heute nicht mehr im Internet gefunden wird, hat es eher schwer, es sei denn, die Mundpropaganda funktioniert hervorragend. Des Weiteren stellt man sich Fragen wie: Wie gestalte ich mein Logo und meine Visitenkarten? Lohnt es sich, auf Social Media aktiv zu sein? Wenn ja, wo und wie oft? Soll ich mich einem Berufsverband anschliessen? Richte ich meine Marketingaktivitäten auf Telefonmarketing oder eher E-Mail-Marketing aus? Was liegt mir besser und wo kann ich effektiver punkten?

Teil- oder Vollselbstständigkeit?

Je nach finanzieller Ausgangslage und auch finanziellem Risiko des künftigen Unternehmens kann es sinnvoll sein, nicht von Anfang an alles auf eine Karte zu setzen und dem Start-up Zeit und Raum für seine Entwicklung zu geben. Wir wissen ja alle nur zu gut, dass nicht immer alles von heute auf morgen klappt. Eine Teilzeitstelle bietet die notwendige Absicherung, dass man alle Ausgaben decken kann, und man kann beruhigt und mit voller Energie am Aufbau des eigenen Unternehmens arbeiten. Allerdings ist natürlich die Doppelbelastung nicht zu unterschätzen. Man muss bei der Teilzeitstelle hundert Prozent Leistung erbringen und nicht mit dem Kopf ganz woanders sein. Das erfordert viel Energie und auch Disziplin.

 

Als Einstiegslektüre in die Selbstständigkeit empfehle ich den Ratgeber von Norbert Winistörfer (2017) „Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung“: Hier geht’s zur Bestellung!