Maschinelle Übersetzung

By |2022-10-11T14:32:29+00:0025/07/19|Categories: Artikel|Tags: , , , , , , , , |

Übersetzen im Wandel der Zeit: das Ende der Branche oder ein ganz neuer Anfang?

Die meisten Übersetzerinnen und Übersetzer reagieren nicht nur positiv auf die Veränderung, welche die Digitalisierung mit sich bringt. Gross ist die Befürchtung, dass die maschinelle Übersetzung die Übersetzertätigkeit zu stark verändert oder menschliche Übersetzer irgendwann schlichtweg nicht mehr gebraucht werden. Doch ist dem wirklich so?

Was versteht man unter maschineller Übersetzung?

Maschinelle Übersetzung bedeutet, dass ein Text von einer Maschine beziehungsweise einem Computer aus einer Sprache in eine andere übertragen wird. Aktuell gibt es drei Arten maschineller Übersetzungssysteme: regelbasierte, statistische und neuronale. Während bei regelbasierten Systemen Sprachalgorithmen, Grammatik und Wörterbücher wichtig sind und bei statistischen Systemen grosse Datenmengen analysiert werden, zeichnet sich der neuste und wohl auch spannendste Ansatz, die neuronale maschinelle Übersetzung, dadurch aus, dass die maschinelle Übersetzung über ein grosses Netzwerk verfügt, mit dem sie – gleich wie ein menschliches Gehirn – übersetzen lernt. Als Input erhält die Blackbox eine grosse Menge an zweisprachigen Texten. Diese Daten beziehungsweise Textbausteine werden abgespeichert und stehen später für weitere Übersetzungen zur Verfügung. Gratis-Übersetzungsplattformen wie Google Translate oder DeepL zum Beispiel arbeiten mit diesem Prinzip.

Was taugt die maschinelle Übersetzung und welche Vorteile bringt sie?

Grundsätzlich gilt: Je grösser die Menge an zweisprachigen Texten und je genauer die Thematik des zu übersetzenden Textes mit bereits eingespeisten Übersetzungen übereinstimmt, desto besser wird die maschinelle Übersetzung sein. Über die letzten Jahre konnten bereits deutliche Verbesserungen erzielt werden und die Systeme werden weiterhin intensiv weiterentwickelt.

Heutzutage kann man Texte dank maschineller Übersetzung innert kürzester Zeit von einer Sprache in eine andere übersetzen lassen. Übersetzungen können so immer schneller verfügbar gemacht werden. Zudem bearbeitet die Maschine im Vergleich zum Menschen viel grössere Textvolumina, wodurch die Produktivität entsprechend steigt. Durch die Zeitersparnis der maschinellen Übersetzung gegenüber einer menschlichen Übersetzung steigt natürlich auch der Druck auf die Kosten, wodurch die Preise für eine Übersetzung deutlich sinken.

Hat die maschinelle Übersetzung auch Nachteile?

Nicht ganz unberechtigt ist also die Befürchtung einiger Übersetzer, irgendwann von einer herzlosen Maschine ersetzt zu werden. Doch wie so vieles hat auch die maschinelle Übersetzung eine Kehrseite. Um so viele zweisprachige Texte als Übersetzungsbasis zu erhalten, wird der Datenschutz meist komplett vernachlässigt. Texte, die auf irgendwelche Online-Plattformen hochgeladen werden, landen im Netz und können später von jedem beliebigen Menschen auf der Welt eingesehen werden. Im Vergleich zu menschlicher Übersetzungsleistung wurde zudem festgestellt, dass die maschinelle Übersetzung gerade in Hinblick auf kohärente Übersetzungen noch stark hinterherhinkt. Das heisst, die Maschine übersetzt Satz für Satz und achtet dabei (noch) nicht auf den Zusammenhang. Dadurch entstehen sehr viele Fehler in den Bereichen Grammatik, Satzbezug und Terminologie. Gerade Fachterminologie wird zumeist nicht konsistent verwendet und so finden sich in einem Text oft zehn verschiedene Begriffe für das gleiche Objekt. In technischen Branchen führt dies zu grosser Verwirrung und ist daher äusserst unerwünscht. Kreative Texte stellen die maschinelle Übersetzung schliesslich vor ein schier unlösbares Problem, denn es gibt kaum vergleichbare Texte – jeder Text ist anders. Humor, Metaphern oder Ironie werden von der Maschine nicht erkannt, wodurch wenig sinnvolle Textpassagen entstehen. Wird die Maschine aus Versehen mit fehlerhaften zweisprachigen Texten gefüttert, ist es so gut wie unmöglich, die Fehler wieder zu beseitigen. Die Maschine funktioniert nämlich wie eine Blackbox.

Inwiefern verändert die Digitalisierung den Übersetzerberuf?

Schliesslich stellt sich auch noch die Frage, inwiefern der Übersetzerberuf durch diese Maschinenleistung verändert wird. Werden wir in Zukunft nie mehr einen Text von Grund auf übersetzen? Die maschinelle Übersetzung ist zu weit fortgeschritten, als dass wir ihre Existenz leugnen könnten. Allerdings ist sie noch lange nicht so gut, dass wir Übersetzer schon morgen auf der Strasse stünden. Einzig unser Berufsfeld wird sich stark verändern. Schon heute sind Pre- und Post-Editing Themen jeder Übersetzerausbildung. Sie stehen für die Vor- oder Nachbearbeitung einer maschinellen Übersetzung. Diese Bearbeitungsformen sind angesichts der noch mangelnden Qualität der maschinellen Übersetzungen heute wie auch in Zukunft stark notwendig. Dadurch wird der heutige Übersetzer schleichend zum Post- und Pre-Editor. Durch die maschinelle Übersetzung wird zwar meiner Meinung nach die Effizienz gesteigert, aber es geht auch sehr viel verloren, was den Übersetzerberuf so einzigartig macht. Die Arbeit eines Übersetzers wird durch maschinelle Übersetzung eintöniger, denn er muss nur noch beurteilen, ob die Übersetzung so korrekt ist oder ob er eine Korrektur anbringt. Das selbstständige kreative Produzieren von Text und Gedanken geht leider komplett verloren. Einige finden das gut – andere weniger. Ich zähle mich definitiv zu Letzteren.

Der Weg in die Selbstständigkeit

By |2022-10-11T13:28:16+00:0025/01/19|Categories: Artikel|Tags: , , , , |

Wie mache ich mich mit einer Einzelfirma selbstständig?

In der Schweiz tauchen regelmässig neue Start-ups auf der Bildfläche auf. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Firmengründung hierzulande verhältnismässig einfach ist und je nach Gesellschaftsform auch nicht wirklich teuer. Viele dieser neuen Firmen verschwinden jedoch wenige Jahre später bereits wieder. Damit die Firmengründung erfolgreich verläuft und ihr die Weichen langfristig auf Erfolg stellen könnt, gibt es ein paar Aspekte zu bedenken.

Von der zündenden Idee bis zum ausgereiften Geschäftsmodell

Euer Herz schlägt für eine Dienstleistung oder ein bestimmtes Produkt? Ihr strebt nach Freiheit, möchtet das Produkt selbst vermarkten, direkt mit den Kunden zu tun haben und euch mit dieser Tätigkeit selbstständig machen? Ihr verfügt über das nötige Eigenkapital, um die gewünschte Gesellschaftsform zu gründen, das notwendige Inventar zu beschaffen und die erste Zeit notfalls finanziell überbrücken zu können? Nicht jedes Unternehmen geht von Tag eins durch die Decke, weshalb Rücklagen je nach finanziellem Risiko fast schon zwingend sind.

Welche Rechtsform wähle ich?

Die am häufigsten gewählten Unternehmensformen in der Schweiz sind die Einzelfirma, die GmbH und die AG. Die Unterschiede zwischen diesen Formen liegen im notwendigen Eigenkapital für die Gründung, der Haftung gegenüber Dritten, der Pflicht zum Handelsregistereintrag, der Buchführung und einigem mehr. In der Schweiz ist die Einzelfirma sehr beliebt. Für die Gründung muss nämlich nicht wie bei der AG oder der GmbH ein stattliches Eigenkapital vorgewiesen werden und die Gründung ist denkbar einfach. Einzig bei der Namenswahl ist man eingeschränkt, denn der Name der Einzelfirma muss den eigenen Nachnamen beinhalten, der je nach Belieben mit einer Fantasiebezeichnung ergänzt wird, bspw. Koller Verpackungen. Auch ein Handelsregistereintrag ist nicht von Anfang an Pflicht, sondern erst ab einem gewissen Einkommen pro Jahr und selbst dann kostet er nur ein paar hundert Franken. Also: Wählt man die Einzelfirma und benötigt für die Tätigkeit keine teure Infrastruktur, dann kann man bereits mit sehr wenig Startkapital anfangen.

Businessplan: ja oder nein?

Sich detaillierte Gedanken über die Gründung, die Aufbauphase, die Finanzierung und das Marketing zu machen, ist die erste und wichtigste Pflicht jeden Firmengründers. Welcher Markt interessiert mich? Wie stehe ich im Vergleich zur Konkurrenz da? Welche Preisstrategie erlaubt der aktuelle Markt? Wie bewerbe ich mein Unternehmen am besten? Wie viel Budget benötige ich für die Gründung, den Aufbau und mögliches Inventar? Gibt es Versicherungen, die ich für meine Tätigkeit zwingend benötige? Ob man diese Überlegungen schriftlich oder nur gedanklich festhält, bleibt sicherlich jedem selbst überlassen, doch es kann sich lohnen, alles schwarz auf weiss zu sehen, damit man sich intensiv damit auseinandersetzt und ein realistisches Urteil über die Möglichkeit der Umsetzung fällen kann.

Anmeldung bei den zuständigen Ämtern

Hat man bereits ein paar eigene Kunden, für die man regelmässig Aufträge ausführt, kann man sich als Selbstständigerwerbender bei der Ausgleichskasse seines Wohnkantons anmelden. Dort muss man seine Tätigkeit ausführlich beschreiben, bisher erstellte Rechnungen, Offerten, Marketingmaterial usw. einreichen, damit das Amt den Antrag prüfen kann. Ist man als selbstständigerwerbende Person erfasst, muss man AHV-/IV-/EO- und FAK-Beiträge selbst abrechnen und an die Ausgleichskasse entrichten. Zusätzlich gilt es natürlich auch zu bedenken, dass man als selbstständige Person nicht mehr automatisch unfallversichert ist und sich deshalb bei der Krankenkasse zusatzversichern lassen muss.

Die Frage der Vorsorge

Ist man als selbstständigerwerbende Person anerkannt, muss man grundsätzlich nur die Sozialbeiträge entrichten. Das bedeutet, dass man, sofern man nicht aktiv etwas unternimmt, keine Pensionskassenbeiträge bezahlt und damit auch fürs Rentenalter deutlich zu wenig vorsorgt. Für Selbstständige gibt es allerdings die Möglichkeit, sich freiwillig einer Pensionskasse anzuschliessen oder aber eine 3. Säule zu eröffnen und dort fürs Alter beiseitezulegen.

Marketingaktivitäten planen

Sind die bürokratischen Überlegungen erst einmal abgeschlossen, gilt es, sich genau zu überlegen, welcher Markt einen interessiert, und darauf ausgerichtet ein intensives Marketing zu planen. Ein sehr wichtiger Punkt ist sicherlich eine eigene informative und professionelle Website. Jemand, der heute nicht mehr im Internet gefunden wird, hat es eher schwer, es sei denn, die Mundpropaganda funktioniert hervorragend. Des Weiteren stellt man sich Fragen wie: Wie gestalte ich mein Logo und meine Visitenkarten? Lohnt es sich, auf Social Media aktiv zu sein? Wenn ja, wo und wie oft? Soll ich mich einem Berufsverband anschliessen? Richte ich meine Marketingaktivitäten auf Telefonmarketing oder eher E-Mail-Marketing aus? Was liegt mir besser und wo kann ich effektiver punkten?

Teil- oder Vollselbstständigkeit?

Je nach finanzieller Ausgangslage und auch finanziellem Risiko des künftigen Unternehmens kann es sinnvoll sein, nicht von Anfang an alles auf eine Karte zu setzen und dem Start-up Zeit und Raum für seine Entwicklung zu geben. Wir wissen ja alle nur zu gut, dass nicht immer alles von heute auf morgen klappt. Eine Teilzeitstelle bietet die notwendige Absicherung, dass man alle Ausgaben decken kann, und man kann beruhigt und mit voller Energie am Aufbau des eigenen Unternehmens arbeiten. Allerdings ist natürlich die Doppelbelastung nicht zu unterschätzen. Man muss bei der Teilzeitstelle hundert Prozent Leistung erbringen und nicht mit dem Kopf ganz woanders sein. Das erfordert viel Energie und auch Disziplin.

 

Als Einstiegslektüre in die Selbstständigkeit empfehle ich den Ratgeber von Norbert Winistörfer (2017) „Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung“: Hier geht’s zur Bestellung!

Das Berufsbild des Übersetzers

By |2022-10-11T12:39:31+00:0024/09/18|Categories: Artikel|Tags: , , , |

Was macht ein Übersetzer eigentlich genau?

„Du bist ja Übersetzer … Dann sprichst du sicher acht Sprachen fliessend und übersetzt live bei Verhandlungen und Pressekonferenzen, nicht wahr?“ Das Berufsbild des Übersetzers ist nicht für jedermann gleich klar definiert und es existieren viele Mythen und Halbwahrheiten über den Beruf. Bringen wir also etwas Klarheit in das Berufsbild des Übersetzers.

Was ist ein Übersetzer und was macht er?

Übersetzer sind einfach ausgedrückt Sprachmittler. Üblicherweise beherrschen sie zwei oder mehrere Fremdsprachen und übersetzen verschiedene Texte aus diesen Sprachen in ihre Muttersprache. Wenn wir von Übersetzen reden, sprechen wir daher ausschliesslich von schriftlicher Sprachmittlung. Für alles Mündliche sind nämlich unsere Berufskollegen, die Dolmetscher, zuständig. Übersetzer transferieren also einen fremdsprachlichen Text in ihre Muttersprache und achten dabei auf inhaltliche, sprachliche und stilistische Korrektheit der Übersetzung. Textsortenspezifische Eigenheiten müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Falls notwendig, werden auch kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Sprachen sowie länderspezifische Eigenheiten miteinbezogen.

Welche Hilfsmittel benutzt ein Übersetzer?

Es ist ein Mythos, dass ein Übersetzer das ganze Vokabular einer Fremdsprache in seinem Kopf gespeichert hat und niemals zu einem Wörterbuch greift. Dies nicht zuletzt auch aus dem Grund, dass ein Wort in bestimmten Kontexten ganz unterschiedliche Bedeutungen aufweisen kann. Dies gilt es abzuklären, bevor ein Begriff in eine andere Sprache übersetzt wird. Gängige Hilfsmittel eines Übersetzers sind also zum Beispiel Lexika, Fachwörterbücher, das Internet, Terminologie-Datenbanken und CAT-Tools (Software für computergestützte Übersetzung).

Wo arbeiten Übersetzer?

Grundsätzlich stellen sich Übersetzer zwei Optionen: das Angestelltenverhältnis oder die Selbstständigkeit beziehungsweise Teilselbstständigkeit. Festanstellungen finden Übersetzer beispielsweise in der Industrie, in Banken, Versicherungen, Verwaltungen, internationalen Organisationen, Werbeagenturen, Medienunternehmen, Verlagen oder in Übersetzungsagenturen. Einige Übersetzer machen sich auch komplett selbstständig oder selbstständig im Nebenerwerb, um ein fixes Standbein zu behalten.

Wie werde ich Übersetzer?

In der Schweiz gibt es aktuell drei verschiedene Institutionen, an denen man sich zum Übersetzer ausbilden lassen kann: die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur, die Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen (FTI) in Genf und die Höhere Fachschule für Sprachberufe (SAL) in Zürich. In diesen Bildungseinrichtungen wird zukünftigen Übersetzern das notwendige Sprachwissen und technische Know-how vermittelt, damit sie den Beruf des Übersetzers später professionell ausüben können.

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